The Mirrored Cat
Il MUSEO 2024 by HARUKO
In the exhibition "The Mirrored Cat," I present a collection of works that explore painting as
a medium and address personal themes from my childhood as well as significant life experiences.
One example is the series "Banshee Culloden," in which I abstractly work with Scottish tartan
patterns. In this work, ghosts populate my solitary journey through the Scottish Highlands in 1987,
where I battle the Scottish weather in soaked Harris Tweed, with Lagavulin on my tongue.
I bivouac in the moors, and strange memories of an old library where I once worked pile up in my
mind. I designed plant patterns in the William Morris workshop. The mosquitoes nearly drive me
insane, but fortunately, a blonde farmer takes me along in her Land Rover to the next town, where I
can buy ointment for the bites. She says she has never picked up a hitchhiker before, but in my case,
it’s different, she recognizes me.
Recognizes me as what?
She tells dirty jokes in Gaelic and laughs loudly, exposing her crooked teeth. Her recommendation
was to visit a specific stone circle, which I then did. In the meantime, the whisky bottle was almost
empty. It was dusk when I arrived at the stone circle; there, many thistles grew among the underbrush,
and the path was poorly marked. I heard voices and approached cautiously. The Scottish dialect was
barely decipherable. They were talking about goblins, and they spoke a kind of spell: “hlam malchm,
chalhm” – somewhat like Arabic. Many Christian Scots were indeed present on the Crusades to
the Holy Land in the 11th century; did they bring these verses back from there? Somehow, it all became
too much for me, and I fell into a deep sleep. The Lagavulin bottle was empty. Only my right hand
continued to draw incessantly in my sketchbook; these were likely the notes of another entity.
Unfortunately, the sketches in this book are currently missing; they were floor plans of various archi-
tectures: cellars, graves, towers, castles, palaces, cathedrals.
I create small, detailed wooden models of castles that serve as references for later paintings and take
on a symbolic role, placeholders for yet unfinished stories.
Other works engage with reflective silverware that distorts the space and reveals figures from
nightmares. These were the phantoms from my childhood in my grandparents' and aunts' farmhouses,
and it was at Lady Dunmore’s, where our godmother Hildegard Stoof worked first at Meggenhorn
Castle, later in the Abbey Saint Nicolas.
The mirror that loses itself in the mirror. A symbol of the infinite loop where reality and representation
merge. "Mise en abyme" is a French term that literally translates to "placing into the abyss." In art
and literature, "mise en abyme" refers to the representation of a work within the same work, creating
a meta level. This results in a kind of frame within a frame, where the main work reflects or refers to
itself. This technique is often used to create an endless loop of meanings and interpretations, prompting
the viewer to contemplate the phenomenon of art, reality, and perception.
My work conceptually aligns with magical realism, with a touch of humor thrown in. By linking various
themes and motifs, I strive to create a unique and multifaceted form of expression.
Ausstellung, Galerie im Höchhuus Küsnacht, 27. August bis 10. September 2021
H A R U K O – Malerei
Glänzendes Tafelsilber, Porzellantassen, Glaskaraffen, gemusterte Tapeten, drapiertes Tuch, Fliesenböden, knisternde Kaminfeuer.
HARUKO, ein äusserst vielseitiger Künstler, widmet sich seit einigen Jahren ausschliesslich der Malerei und tauchte in die Welt des Adels ein. Er schuf einen Bildzyklus mit Schlössern, fürstlichen Interieurs und edel bestückten Stillleben. HARUKO wagt sich in ein Themenfeld vor, das in der heutigen Kunstwelt überraschend – und einigen sogar dubios – erscheint. Aber neue Einsichten erfordern ungewöhnliche Wege.
HARUKOs Gemälde sind ein Fest für die Augen. Handwerklich meisterhaft und mit präzisem Pinselstrich modelliert er die Plastizität seiner Bildelemente. Er spielt mit Schatten und Reflexionen und lässt auf Silberkannen und Wassergläsern Spiegelungen entstehen. Wie durch ein Vergrösserungsglas betrachtet, rückt er die Gegenstände gross ins Bild, bis sich das Betrachterauge inmitten der Teekannen und Silberteller verliert und der Raum sich auflöst. Um die Gegenstände in voller Lebendigkeit einzufangen, malt HARUKO vorzugsweise nach dem dreidimensionalen Objekt, fotografsche Vorlagen hingegen benützt er nur für Ergänzungen. So baut er Schlösser und Gemächer in akribischer Arbeit als Modelle nach, um sie nachher zu malen.
Sein Vorgehen erinnert an die Malweise, wie sie der englische Dichter Abraham Cowley im 17. Jahrhundert in seiner Ode «To the Royal Society» beschreibt: Wer ein wirkliches Stück nach der Natur machen will, darf keine Kopie eines anderen Werkes machen. ... Das reale Objekt muss dem Urteil seines Auges und der Bewegung seiner Hand gebieten. Ausserdem funktioniert die Kunst des genauen Abbildens nur im Wechselspiel mit der Kunst des genauen Schauens. Malerisches Abbilden heisst, Gegenstände mit Pinsel und Farbe ins Zweidimensionale zu übersetzen. So setzt HARUKO seine Bildmotive aus Linien und Farbfeldern zusammen und lässt so eine Illusion der Wirklichkeit entstehen.
Nebst dem visuellen Genuss laden HARUKOs atmosphärische Bilder dazu ein, imaginär durch die Räume zu flanieren, den Geruch der schweren Vorhänge zu riechen, dem Knistern des Kaminfeuers zu lauschen und sich von der Stille der alten Gemächer einhüllen zu lassen. Zu horchen, zu träumen, Sehnsüchte aufkommen zu lassen und dem Zauber flüchtiger Kindheitserinnerungen nachzuhängen. Schlösser und Tafelsilber sind für HARUKO Symbole des Adels. Er mag den aristo-kratischen «mode de vie». Gerne stellt er sich vor, wie er in einem Zimmer eines Schlosses sitzt, eine Tasse Tee trinkt, ein Bild betrachtet und über die Glaubenssätze unserer Zeit sinniert: Was wäre, wenn es mehr Beständigkeit statt Innovationseifer gäbe? Mehr Bedächtigkeit statt Effizienzgläubigkeit? Mehr geschichtsträchtige Gemäuer statt austauschbare Einheitsarchitektur? Mehr leidenschaftliche Könnerschaft statt Bildungsgleichschaltung? Wäre unsere Welt entspannter und inspirierender, wenn wir uns alle ein bisschen als Aristokraten fühlten? Vielleicht. Doch da sind auch die Kobolde, Nachmahre, Sigmund Freuds allwissender Windhund oder Pandora. Fast unbemerkt nisten sie sich da und dort in HARUKOs Bildkosmos ein und treiben im Schatten der Schloss- mauern und Silberkannen ihr halb ironisches, halb hintergründiges Spiel.
Mit seiner Malerei beschreitet HARUKO einen eigenständigen, von Dogmen der Kunstszene unabhängigen Weg. Immer wieder tastet er sich an Epochen und Künstlerpersönlichkeiten aus der Kunstgeschichte heran, insbesondere an die Romantiker um Johann Heinrich Füssli oder die Postimpressionisten um Pierre Bonnard. Es gelingt HARUKO, aus der altmeisterlichen Inspiration und der eigenen Kreativität eine neue, vielschichtige Bildwelt mit fesselndem Charisma zu entwickeln.
Text: Rebecca Gericke, Kunsthistorikerin
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Michael Nitsch / HARUKO
«Äpfel & Silber»
1. – 17. September 2021
Mitten im Raum steht auf drei gusseisernen Beinen eine Schüssel. Darin laden in rotes Licht gesetzte Äpfel zum Hineinbeissen ein. Wäre da nicht Schneewittchen, das daran erinnert, dass die Früchte auch vergiftet sein könnten. Das silberglänzende Schneewittchen hat sich abgewendet, fast bekommt man das Gefühl, die Figur versuche dem grünen Teppich zu entfliehen. Sie – und mit ihr Michael Nitsch – will neue Wege gehen.
Verführung zugleich als Gefahr. Damit greift Michael Nitsch theatralisch und minimal inszeniert einen Mythos auf, der bereits im paradiesischen Sündenfall auf den Zwiespalt zwischen Verlockung und Selbstkontrolle verweist.
Der Apfel, als Sinnbild von Kraft und Leben, ist auch in der zweiten Szenerie omnipräsent. An den Wänden hängen sieben mit Pfeilen durchschossene Äpfel. Sofort ist klar, worauf angespielt wird, dazu bräuchte es nicht einmal den Gesslerhut, der auf einem durchschossenen Apfel zum Gruss auffordert.
Auf spielerische Art und Weise erforscht Michael Nitsch in Märchen und Mythen psychologische Inhalte und kreiert mit seiner «readymade»-artigen Arbeit ein Labyrinth an Fragen.
Geheimnisvoll und meisterhaft ist die Inszenierung, und sie erscheint in der Nacht besonders schön, wenn der ganze Raum rot leuchtet und sich im Ladenschild der Bogen schliesst.
HARUKO geht in seiner Arbeit den zeichnerischen Weg. Silberne Gefässe haben sich in einem Triptychon neben- und hintereinander versammelt. Kostbare Teekannen und Zuckerdosen präsentieren sich opulent in Schwarzweiss auf blanken Tischflächen. Sie spiegeln sich im Gegenüber, verzerren die Wirklichkeit und schimmern atmosphärisch wie eine Fata Morgana. Köpfe, Augen und Nasen blitzen im Silber und auf der Tischfläche auf.
Der Künstler sucht im Gegenstand und seiner Spiegelung nach dem Verborgenen, Verzerrten und nicht Wahrnehmbaren und präsentiert uns so eine erweiterte Sicht auf die Wirklichkeit. Mit grosser Sicherheit und handwerklichem Geschick bewegt sich HARUKO auf grossen Formaten und entwickelt mit seinem Teestilleben einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Mit Michael Nitsch und HARUKO treffen zwei konzeptuell entgegengesetzte Positionen aufeinander. Trotz ihren Verschiedenheiten finden sie im Raum ausgezeichnet zueinander. Nicht nur in ihrer Tendenz zur Üppigkeit und dem Hang zum Theatralischen. Beide referieren auf Silber, einem Metall, dem wegen seiner Geschichte und Bedeutung ebenfalls fast mythische Bedeutung zukommt.
Mit «Äpfel & Silber» haben die beiden Künstler, nicht nur wegen Tell, einen Volltreffer gelandet.
Leitung: Maria Bill, Antonia Hersche, Regula Weber